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Krebsnachsorge in der Schweiz muss verbessert werden

Montag, 27. Mai 2024

Die Zahl der Krebsüberlebenden steigt, doch nicht alle werden nach der Krankheit angemessen betreut. Eine neue Studie von All.Can Schweiz beleuchtet Herausforderungen und Lösungsansätze für eine verbesserte Krebsnachsorge und empfiehlt insbesondere die Einführung einer verbindlichen Nachsorge-Richtlinie.

Hünenberg See, 27. Mai 2024 – Wer den Krebs besiegt hat, steht häufig vor grossen Herausforderungen – auf körperlicher, psychischer oder auch sozialer Ebene. Das Spektrum der Folgeprobleme reicht von chronischer Erschöpfung über Ängste bis hin zu Schwierigkeiten in der Arbeitswelt. Um zu erfassen, wie angemessen auf die Bedürfnisse von Krebsüberlebenden in der Schweiz eingegangen wird, hat All.Can Schweiz eine entsprechende Studie beim Forschungsunternehmen Ecoplan in Auftrag gegeben. Basierend auf Interviews mit Experten aus dem Bereich Onkologie sowie mit den regionalen Krebsligen sollten qualitative und quantitative Daten zur Krebsnachsorge erhoben werden. Dabei wurden medizinische, psychologische als auch soziale Angebote berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zwar Angebote für Krebsüberlebende bestehen, diese jedoch oftmals nicht nachhaltig in das Gesundheitssystem integriert wurden und vom Wohnort der Betroffenen abhängig sind.

Chancengleichheit auf integrierte Versorgung
Ecoplan identifizierte und analysierte verschiedene Programme der Nachsorge an Kliniken und Spitälern, welche sich durch eine integrierte Versorgung hervorheben. Diese Art der Programme zeichnet sich durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus, wie in Abbildung 1 dargestellt.

Abb. 1: Auch die Krebsnachsorge sollte als integrierte Versorgung gestaltet werden

So bietet zum Beispiel eines der identifizierten Spitäler eine interprofessionelle Spezialsprechstunde sowie einen Konsultationstag für Krebsüberlebende an. Die Patienten erhalten individuelle und umfassende Nachsorgepläne, welche auch über Spätfolgen und Risiken aufklären. Eine mögliche Verbesserung dieses Angebots könnte darin bestehen, neben den medizinischen und psychologischen Aspekten auch soziale Angebote zu integrieren. Hierfür bieten sich wiederum die lokalen Krebsligen an. Generell sollten alle Krebsüberlebenden in der Schweiz Zugang zu dergleichen Programmen erhalten. Gegenwärtig ist diese Art der Angebote mehrheitlich den Personen im Einzugsgebiet von Zentrumsspitälern oder zertifizierten Tumorzentren zugänglich.
Um sicherzustellen, dass alle Menschen, die eine Krebserkrankung hinter sich haben, in der Nachsorge über die gleichen Chancen verfügen, empfehlen die Autoren die Einführung einer schweizweiten Nachsorge-Richtlinie. Das interkantonale Organ der Gesundheitsdirektorenkonferenz kann hier
richtungsweisend sein, sozusagen als Koordinator in der Planung von Strukturen.

Aufbau auf bestehenden Vorbildern
Die Analyse zu den Angeboten der lokalen Krebsligen zeigt, dass sie insbesondere soziale, sozialrechtliche und psychoonkologische Fragestellungen der Patienten abdecken. Eine engere Zusammenarbeit mit den medizinisch-onkologischen Zentren würde dem Anspruch der integrierten Versorgung weiter gerecht werden. Während die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Diagnose und Behandlung bereits als etabliert gilt, sieht Ecoplan noch Entwicklungspotential im Stadium der Krebsnachsorge. Aufbauend auf dem bewährten Modell der Diagnose- und Behandlungsphase könnte die fachübergreifende Zusammenarbeit durch die erwähnte Richtlinie gefordert sowie durch gezielte Netzwerkanlässe, wie Kongresse, angeregt werden.

Aufruf zur Entwicklung einer gemeinsamen Nachsorge-Richtlinie
Die Studie schliesst mit dem Appell, eine interdisziplinäre Leitlinie zu entwickeln, die alle relevanten Akteure der Nachsorge einschliesst. Dies erfordert eine Zusammenarbeit von Psychologen, Hausärzten, Onkologen, Pflegefachpersonen, Versicherern, Politik und Behörden. Die Umsetzung dieser Leitlinie in der Praxis wird ein entscheidender Schritt sein, um eine gesamtschweizerische, integrierte Krebsnachsorge zu erreichen. Die Organisation All.Can Schweiz will sich dieser Herausforderung in ihren weiterführenden Projekten widmen.


Studie, durch All.Can Schweiz in Auftrag gegeben:
«Studie zur Krebsnachsorge in der Schweiz» Dominik Robin, Katja Manike, Julia Lehmann, Ecoplan, online abrufbar am 27.05.2024: allcan-schweiz.ch/project/studie-zur-krebsnachsorge.html

Kontakt:
Wandana Flurina Alther, All.Can Schweiz Geschäftsführerin, +41 79 216 45 69, wandana.alther@all-can.ch

Über All.Can:
All.Can ist eine internationale Multi-Stakeholder-Initiative, die Ende 2016 in Europa lanciert wurde. Sie verfolgt das Ziel, die Effizienz der Krebsversorgung weltweit zu verbessern und die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zu steigern. Anfang 2018 wurde auch eine All.Can Initiative in der Schweiz lanciert und Ende 2019 wurde der Verein All.Can Schweiz gegründet. Dieser ist seither auf verschiedenen
Ebenen aktiv, hat diverse Projekte lanciert und den Dialog mit Stakeholdern im Gesundheitswesen aufgenommen. Die Vision von All.Can Schweiz wurde 2022 geschärft. Im Zentrum des Engagements steht das Thema «Survivorship» mit Fokus auf die «Nachsorge» und die «Chancengleichheit» für alle Patientinnen und Patienten.

All.Can Schweiz
Eichrüti 24
6333 Hünenberg See
switzerland@all-can.ch
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